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«Reflexionen bei einer Zigarre»

#HISTORISCHES #ZIGARREN 5. September 2011

Hans Fischer vom Cigar-Wiki hat im NZZ-Online-Archiv den grossartigen Artikel «Reflexionen bei einer Zigarre» entdeckt. Es handelt sich um einen Aufsatz über die Zigarrenkultur im Zürich der 1940er Jahre. Das Erscheinungsdatum des Artikels war der 9.11.1941. Im folgenden Abschnitt erzählt der Autor, wie Adolf Dürr sein Geschäft an der Bahnhofstrasse gründete:

Versetzen Sie sich also in das Jahr 1876 zurück! Es ist Sommer und durch die engen Strassen der Kleinstadt Zürich spaziert ein 26jähriger Mann, der aus der Champagnerstadt Reims gekommen ist, um für ein Wollwarengeschäft Bestellungen aufzunehmen. Er stammt aus Grabs im Rheintal und bezieht ein Monatsgehalt von hundert Franken. Da er guter Laune ist, kauft er sich in der Strehlgasse ein Päckchen «Ormanod supérieur». Als er aber stillstehend einen Stumpen anzündet, zieht er nicht. Das bringt ihn auf den Gedanken, dass er selber ein besseres Kraut verkaufen könnte. Die Konkurrenz ist noch nicht gross und die Reimser Firma steht ohnehin auf wackligen Füssen. Also mit regsamem Optimismus zum Zigarrenhändler umgesattelt! Kurze Zeit darauf lesen die Zürcher an einem kleinen Laden der Bahnhofstrasse 66 den Namen Adolf Dürr. Sein Kapital ist mager und bald hört er seinen Nachbarn zu einem Kunden sagen, dass dieser Neuling wohl verlumpen werde, noch bevor das jahr um sei. Tatsächlich sieht es anfangs mit einem Tagesumsatz von zehn Franken bös aus. Aber das Glück setzt sich an die Seite des jungen, arbeitsamen Rheintalers. Als er in den Eckladen umzieht und die damals noch wenig bekannten, kräftigen Zigarren aus Ostindien einführt, wird der Kundenkreis grösser.
Interessant ist auch der Verweis auf die für damalige Verhältnisse horrenden Preise für Havanna-Zigarren:

Da sieht man auf hohen Regalen alles, was die Phantasie eines Rauchers entzücken kann, von den billigsten Sorten, die das Militär massenhaft verqualmt, bis zur Zigarette, die dreissig Rappen kostet und bis zur importierten Havanna, die mit sechs Franken das Stück bezahlt wird.

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