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Brasilianische Kubanerin – Artist Line Mata Fina Reserva

#ZIGARREN 5. April 2005

Hans Bewersdorff leitet seinen Artikel in der Wams mit folgendem Zitat ein:

«Es gibt hundert Dinge, die du bei einer Zigarre falsch machen kannst, aber auch wenn du alles richtig machst, hast du noch lange keine Havanna …» Dieser Satz eines alten kubanischen Tabakbauern aus Vinjales beschreibt treffend wie kein zweiter das Selbstverständnis der Königin der Zigarren und zugleich das Dilemma der anderen.

Wie recht er doch hat. Gestern habe ich erfahren, dass die Smoker bei meinem ehemaligen Arbeitgeber vermehrt Villiger Premium statt Cohibas (Robustos und Siglo IV waren die Renner der letzten Jahre) rauchen würden. Nicht etwa aus Spargründen. Nein, als Gag. Wunderlich. Ich würde als Gag jedenfalls nie ein Produkt à la Villiger Premium – bei allem Respekt, sie ist nie und nimmer ein Spitzenprodukt – einer wirklich guten Cigarre vorziehen. Vielleicht ist solches Verhalten von wirklich erfahrenen Smokern auch einfach Ausdruck einer Midlife Crisis und verraucht von selber wieder. Denn wie hat Altmeister Davidoff gesagt:

«Rauchen Sie weniger, aber besser und länger – machen Sie einen Kult daraus, eine Philosophie!»

So oder so: Laut dem Artikel von Hans Bewersdorff hat Artist Line Mata Fina Reserva aus Brasilien das gewisse Etwas um als wirklich gute Cigarre zu begeistern. Offensichtlich stimmten dem sogar kubanische Altmeister zu.

Überraschung aus Brasilien
Rauchzeichen

von Hans Bewersdorff

«Es gibt hundert Dinge, die du bei einer Zigarre falsch machen kannst, aber auch wenn du alles richtig machst, hast du noch lange keine Havanna …» Dieser Satz eines alten kubanischen Tabakbauern aus Vinjales beschreibt treffend wie kein zweiter das Selbstverständnis der Königin der Zigarren und zugleich das Dilemma der anderen.

Er fußt auf einem einzigartigen Geschenk der Natur – den besonderen Kräften und Vorzügen dieser Insel: ihrer Geologie, ihres Wassers, ihrer Winde, ihrer geheimen Säfte. Aber man muß konzedieren, daß auch die Töchter der anderen schöner werden.

Seit ein paar Jahren nehme ich deshalb immer einige besonders interessante Herausforderer mit nach Kuba, um sie den großen Schöpfern in den grünen Fluten von Vinjales anzudienen – ungeschminkt (also ohne Bauchbinde). Indes, im Test fallen die Probanden fast immer durch: «Keine Havanna.» Selbst den Guten fehlt in aller Regel das, was die klassische Puro aus Kuba so einmalig macht: der subtile Verlauf im Geschmack. Er ist der Königsmacher, an dem sich selbst ein Riese wie Davidoff seit fünfzehn Jahren die Zähne ausbeißt.

«Die anderen konnten nur glänzen, weil die Havanna zuletzt so massiv schwächelte», betonen viele Kenner. Da ist sicher einiges dran. Hinzu kommt die alte Mär von den abschreckend starken Havannas, die sogar unter versierten Genießern grassiert.

Das Gegenteil ist der Fall. Seit Jahren sind kubanische Zigarren in puncto Stärke massiv auf dem Rückzug. Ganz klar: Kuba setzt auf Milde und verzichtet dabei sogar auf seine klassischen Tugenden, etwa bei der Trinidad Fundadores, die auch als Davidoff No. 1 durchgehen könnte.

Es sind aber die alten Klassiker (zum Beispiel Bolivar Inmensa), die das noch bieten, was die Artist Line Mata Fina Reserva hat. Dieser Exot aus Brasilien fand höchste Anerkennung bei den Altmeistern der Havanna in Venjales. Ein Urteil, das mehr wiegt als alle Tastings und Preise sogenannter Experten. Ihr Verlauf im Abbrand gleicht einem großen Feuerwerk. Die Geschmacksnerven werden über die gesamte Länge ständig gereizt, aber niemals überfordert. Ein reiches Spektrum an Aromen entfaltet sich, verwöhnt Gaumen und Nase. Nichts geht verloren, weil der perfekte Wickel die Glut sanft zügelt. Der Rauch gelangt je nach Format (Corona, Robusto und Double Corona) dosiert und kühl an den Gaumen.

Die alten Herren staunten nicht schlecht, als sie von der Herkunft der Zigarre erfuhren. Ein Longfiller dieser Güte aus Brasilien! Aber warum nicht? Und auch die Erklärung akzeptierten sie – nach eingehender Autopsie.

Für das Premium-Produkt Artist Line Reserva selektieren Tabakspezialisten in der berühmten Mata-Fina-Region aus jeder Ernte ganz gezielt nur die allerbesten Blätter. Erfahrene Torcedoras fertigen aus diesem Material die Puros nach einer alten Methode: Der Wickel aus Einlagetabaken und Umblatt wird fest in spezielles Papier eingerollt und einige Wochen gelagert – bis der Tabak die überschüssige Feuchtigkeit abgegeben hat. Erst dann wird das Papier wieder entfernt und die Zigarre mit dem Deckblatt umhüllt. Das Resultat ist ein idealer Zug – nicht zu leicht, mit elastischem Widerstand.

Wie sagt noch eine goldene Tabakregel: Nur Konstanz in der Qualität macht eine wirklich große Zigarre. Dafür sollten Anbau, Fermentation und Weiterverarbeitung in einer Hand sein. Bei der Artist Line Mata Fina Reserva garantiert dies das Haus Dannemann. In Brasilien ist man seit 1873 zu Hause.

PS: Der richtige Zeitpunkt bestimmt den Genuß. Deshalb gehören Robusto und Double Corona der Abend und der Corona der Tag. Preise ab sieben Euro.

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