Zurück zur Übersicht

Rauchzeichen im Kampf um die Havannas

#ZIGARREN 25. September 2005

Mal wieder ein richtig schönes Rauchzeichen von Hans Bewersdorff in der Wams. Es geht um Havanna-Boom bei knappen Beständen und das Schwärmen von der Hoyo des Dieux.

Der Kampf um die Havannas

Rauchzeichen

Deutschland steht wieder unter Dampf – zumindest was die kubanischen Zigarren betrifft. Während sich die anderen Provenienzen weiterhin zäh verkaufen, brummt das Geschäft mit den Havannas. Die jüngsten Zahlen ergeben einen regelrechten Boom: Danach rückt die Bundesrepublik in der Welt von Platz fünf auf Platz drei vor. Der Mythos Havanna trotzt damit der allgemeinen Kaufzurückhaltung im Lande.


Doch es wäre noch weit mehr drin, denn viele wichtige Brot-und-Butter-Havannas sind seit Monaten chronisch knapp geworden beziehungsweise fehlen. Die Mängelliste wird immer länger: Ramon Allones Specially Selected. Ramon Allones Small Club Coronas. Romeo y Julieta No. 2 (Tubos) sowie No. 1 (Tubos) und Juan Lopez Seleccion No. 2. Bolívar Royal Coronas, Cohiba Siglo I, Cohiba Siglo VI (Tubos).


Typisch Sozialismus, könnte man meinen. Aber die Sache ist viel komplizierter. Denn interessanterweise sind diese Produkte im europäischen Ausland und teilweise sogar in Deutschland über Grauimporte verfügbar! Das schafft Ärger bei den heimischen Händlern. Sie laufen Gefahr, daß ihre unzufriedenen Kunden abwandern (etwa ins Internet). Zumal auch kleinpreisige Massenprodukte im Bestand des deutschen Generalimporteurs 5th Avenue bedrohlich ausdünnen, als da wären: Romeo y Julieta Coronitas en Cedro, Romeo y Julieta Cedros de Luxe No. 3, Romeo y Julieta Milles Fleurs, Partagás Milles Fleurs, Partagás Aristocrats, Partagás Coronas Senior (Tubos). «Selbst wenn mal was kommt, dann sind die Mengen so winzig, daß sie augenblicklich verdampfen …», beschreibt ein Insider die Lage.


Besonders heikel ist die Situation für die Habanos-Specialists, Händler, die sich 5th Avenue exklusiv verpflichtet haben. Sie werden zwar bevorzugt, dürfen aber nicht auf Grauimporte ausweichen, denn sonst sind sie ihren Titel los. Die kleineren Händler können dagegen solche Engpässe nutzen und ihre Lücken schließen.


Aber warum wird das Ausland besser bedient? Diese Frage stellt man mir immer wieder. Die Antwort ist deprimierend. Jeder offizielle Havanna-Importeur bekommt einen Kubaner zur Seite gestellt. Der muß sich nicht zwingend mit Zigarren auskennen. Hauptsache, er ist linientreu. Dieser Verbindungsmann sitzt in der Firmenzentrale des Importeurs. Im Idealfall kämpft er mit Beharrlichkeit und Geschick darum, einen möglichst großen Anteil für seinen Importeur herauszuholen. In der Schweiz ist das der Fall – bei uns leider nicht! Zur Zeit gehen wir durch eine Dürreperiode. Wenn nicht ein kleines Wunder passiert wird sie andauern – im schlimmsten Fall, bis ein neuer Kubaner kommt …


Das ist höchst bedauerlich, weil die Tabakqualität endlich wieder stimmt. Ein exzellentes Beispiel dafür ist die Hoyo des Dieux. Diese Gran Corona aus der Cabinet-Serie von Hoyo de Monterrey erhebt sich nach langer Durststrecke wie Phönix aus der Asche – und sie ist auch verfügbar. Bereits in der zweiten Hälfte der 90er Jahre hatten selbst Kenner Mühe, eine exzellente Kiste zu finden. Es gab praktisch keine. Der Tabak war ebenso mies wie die Verarbeitung. Das änderte sich erst vom Jahr 2002 an. Die Qualität des Materials erreicht wieder Höchstwerte, und auch die Machart läßt kaum Wünsche offen.


Die beste Option sind die Jahrgänge 2003 und 2004. Gut im 25er, noch besser 50er Cabinet. Die Hoyo des Dieux ist das beste Rezept gegen die kubanische Magerkost. Eine mittelkräftige Havanna, subtil im Aroma, fruchtig, ausgewogen und auch im Duft wieder typisch Hoyo de Monterrey oder wie eine Davidoff Chateau Mouton Rothschild aus der alten Glanzzeit: Hecho en Cuba. Die beiden Zigarren waren identisch und kamen aus derselben Manufaktur in Havanna – La Coronabr />
Das nächste «Rauchzeichen» erscheint am 30. Oktober 2005 Hans Bewersdorff

Weiter Entdecken