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Terre de Mythe: Vergleich zwischen Intertabak und Laura Chavin

#ZIGARREN 2. Februar 2008

Um Macht, Neid, Schwindel und die mythische Erde Kubas dreht sich eine Geschichte, welche seit zwei Jahren die Gemüter der deutschsprachigen Zigarrenwelt erhitzt. Die Akteure der Geschichte: Helmut Bührle mit seiner Zigarrenlinie Laura Chavin und die Havanna-Importeure aus Deutschland und der Schweiz.

2005 kündigte der von der Presse hoch gelobte «Zigarrenkreateur» Bührle im Magazin Cigar Clan eine kleine Zigarren-Sensation an:

(..) Auf der Tabakmesse im September präsentieren wir unsere neueste Cigarrenkreation, deren Namen ich noch nicht preisgeben kann. Das ist eine Cigarre, gefertigt aus original Kuba-Tabaken, die in Kuba angebaut und geerntet wurden und erst zur Fermentation und Weiterverarbeitung nach ›Laura Chavin‹-Standart in die Dominikanische Republik gebracht wurden.

Auf der Intertabac wurde die exklusive Neuheit unter dem Namen «Terre de Mythe» vorgestellt. Nur einen Monat später liess Welt am Sonntag-Kolumnist Hans Bewersdorff in seinen Rauchzeichen eine Bombe platzen. In «Das Märchen von Laura Chavin» bezeichnete er die kubanische Herkunft der «Terre de Mythe» als «Märchen»:

(..) Ein wunderbares Beispiel ist die Markteinführung der neuen Laura Chavin Terre de Mythe. Hierzu kursiert das schönste Tabak-Märchen seit langem: Es erzählt davon, wie es zu dieser «Fabel-Zigarre» (18 bis 25 Euro) kam: Auf Kuba soll Laura-Chavin-Schöpfer Helmuth Bührle «unverschnittenen Havanna-Samen» entdeckt haben, der so rein war wie vor 30 Jahren. Selbstverständlich durfte dieser einzigartige Ur- Tabak nur auf heimischem Boden gedeihen. Ein geheimes Feld soll für die besten Bedingungen, mit viel karibischer Sonne, gesicherter Mineralien- und Feuchtigkeitszufuhr gesorgt haben. Nach fünf Monaten Wachstumsperiode und unermüdlicher Handarbeit sei die Ernte in die Dominikanische Republik verschifft worden. Dort fermentierten die Blätter unter vollständiger Kontrolle des Hauses Laura Chavin fünfmal statt wie üblich nur zweimal.

(..) Soweit die Erzählung. Auf Kuba ist man jedoch über soviel Phantasie nicht wirklich begeistert, gibt es doch immer Menschen, die an Märchen glauben…

Laura Chavin Inhaber Helmut Bührle reagierte mit einem offenen Brief, der ebenfalls in der Welt am Sonntag veröffentlicht wurde:

(..) Dass wir unsere Kuba-Quelle nicht preisgeben, wird jeder verstehen, der die Branche auch nur ein wenig kennt. An solche Qualitäten, wie wir sie für die Terre de Mythe reserviert haben, kommt man nur mit langjährigen, besten Beziehungen – und keineswegs in beliebiger Menge. Das sind Raritäten und heiß begehrt.

Der Schweizer Habanos-Importeur Intertabak informierte daraufhin den Fachhandel, dass die Vorwürfe der falschen Herkunftsdeklaration auch durch den Chief Operations Officer der mächtigen Altadis-Gruppe bekräftigt würden. Pikant daran: Laura Chavin Zigarren werden in der Altadis-Tochtergesellschaft Tabacalera de Garcia in La Romana, Dominikanische Republik, hergestellt. 

Wem sollte man jetzt glauben? Helmut Bührle ein Hochstapler? Oder Laura Chavin das Opfer von Neidern? Das Schweizer Magazin «Cigar» ergriff in einem Editorial Partei zu Gunsten von Laura Chavin:

Ist es nicht unser aller Traum, eine eigene Zigarre aus echtem kubanischem Tabak, aus gutem altem kubanischem Saatgut, gewachsen auf kubanischem Boden zu fertigen? Ein einziges Kunstwerk sozusagen, in dessen Rauch wir in die mystische Welt der wahrhaftesten aller Puros eintauchen können? Helmuth Bührle von Laura Chavin hat sich diesen Traum erfüllt. Und weil es ihm der Anstand verbietet, gegen die Regeln der Kubaner zu verstossen, nennt er seine Zigarre aus authentischem Kuba-Tabak denn auch nicht Habana, Havanna oder Kuba, sondern Terre de Mythe. Und natürlich verstehen wir alle, dass der Mann von Schloss Hochdorf seine Quelle in Kuba nicht preisgibt. Aller bösen Zungen zum Trotz, Bührle ist ein Gentleman, so dass Mann seinem Wort beruhigt Glauben schenken und seine kubanischen Puros geniessen kann.

Das Marketing der «Terre de Mythe»-Serie war in der Zwischenzeit von Laura Chavin jedoch leicht angepasst worden. Kuba wurde nicht mehr namentlich erwähnt:

Exklusiv für die jüngste Cigarren-Schöpfung wurde eine Pflanzung angelegt, auf einem «Terroir» mit viel karibischer Sonne, gesicherter Mineralien- und Feuchtigkeitszufuhr. Ein Stück Land, das alle Elemente der mythischen Kraft des Bodens vereint.

Anders der Schweizer Laura Chavin Importeur Unico Cigars. In seiner Produktbeschreibung verwies er weiterhin auf die kubanische Herkunft der «Terre de Mythe»-Zigarren. Die Antwort des Schweizer Habanos-Importeurs Intertabak auf das Editorial der Zeitschrift Cigar richtete sich deshalb gegen Unico Cigars – in Form einer Klage. In der Folge trennten sich Unico Cigars und Laura Chavin (Trennung: Unico und Laura Chavin).

Jetzt hat die lange Geschichte ein vorläufiges Ende gefunden. Die beiden Parteien haben einen Vergleich geschlossen und folgende Vereinbarung getroffen (via Cigar-Wiki):

Helmut Bührle erklärt namens der Laura Chavin GmbH und in eigenem Namen, dass weder er noch seine Firma Zigarren mit kubanischen Tabaken im Sortiment für den Schweizer Markt führen.

Um Fehlvorstellungen im Schweizer Markt auszuräumen, verpflichtet sich die Laura Chavin Cigars GmbH, das Produkt «Terre de Mythe» per 1. Dezember 2007 vom Schweizer Markt zu nehmen.

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