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Lester Piggott – Jockey-Legende mit Liebe zur Zigarre

#VERSCHIEDENES #ZIGARREN 11. November 2005


(Bildquelle: jockeysroom.com)

Die NZZ hat sich in Zürich mit Jockey-Legende und Zigarren-Liebhaber Jester Piggott getroffen. Ein kleiner Ausschnitt:

Der alte, fein gebaute und in eleganten Zwirn gewandete Mann kann es kaum erwarten, bis er sich zum Kaffee eine Zigarre anzünden darf. Genüsslich zieht er an der Partagas, bläst den Rauch in die Luft und lehnt sich zufrieden in den Sessel. Früher, so will es eine der vielen Geschichten um Lester Piggott, soll er nur von Zigarren gelebt haben. Nur so habe er das für den Jockeyberuf bedeutsame Minimalgewicht (bei 1,70 m Grösse) in den Sattel bringen können. Jetzt ging der geliebten Zigarre eine ausgedehnte Mahlzeit voraus. Denn nach Zürich ist Lester Piggott, Anfang dieses Monats siebzig geworden, nicht zum Reiten gekommen. Vielmehr pflegt er hier geschäftliche und private Beziehungen, er ist Ambassador des White Turf von St. Moritz. Vor allem war er wegen einer anderen Persönlichkeit des internationalen Turfs angereist: An der Präsentation der «Moyglare-Story», des von NZZ- Redaktor Peter Jegen herausgegebenen Buches über die irische Vollblutzucht von Amag-Gründer Walter Haefner, war Piggott Ehrengast.
Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2005/11/11/sp/articleDBCBB.html

11. November 2005, Neue Zürcher Zeitung

Lester Piggott, der Maestro
-r. Der alte, fein gebaute und in eleganten Zwirn gewandete Mann kann es kaum erwarten, bis er sich zum Kaffee eine Zigarre anzünden darf. Genüsslich zieht er an der Partagas, bläst den Rauch in die Luft und lehnt sich zufrieden in den Sessel. Früher, so will es eine der vielen Geschichten um Lester Piggott, soll er nur von Zigarren gelebt haben. Nur so habe er das für den Jockeyberuf bedeutsame Minimalgewicht (bei 1,70 m Grösse) in den Sattel bringen können. Jetzt ging der geliebten Zigarre eine ausgedehnte Mahlzeit voraus. Denn nach Zürich ist Lester Piggott, Anfang dieses Monats siebzig geworden, nicht zum Reiten gekommen. Vielmehr pflegt er hier geschäftliche und private Beziehungen, er ist Ambassador des White Turf von St. Moritz. Vor allem war er wegen einer anderen Persönlichkeit des internationalen Turfs angereist: An der Präsentation der «Moyglare-Story», des von NZZ- Redaktor Peter Jegen herausgegebenen Buches über die irische Vollblutzucht von Amag-Gründer Walter Haefner, war Piggott Ehrengast.

Weltweit hat Piggott mehr als 5000 Rennen gewonnen. Er siegte in 30 englischen Classics, allein neunmal im Derby, das zu «seinem» Rennen wurde. Obschon es am Anfang gar nicht danach ausgesehen hatte. 1950 blieb er anlässlich des ersten Derby-Ritts am Start stehen. Unter den Jockeys wurde Piggott dennoch zur Legende, unter den englischen Sportlern zum Star. George Best habe während einer Saison wie ein Koloss gewirkt, heisst es, Lester Piggott aber beeindrucke Zeit seines Lebens. Er ist ja auch der «Maestro», der als Jockey Millionen verdiente, das old stone face, das sehr berechnende, verbissene, gar brutal harte Züge kannte. Der Kämpfer, der nach einem ersten Rücktritt wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis landete, ein vielbeachtetes Comeback gab und erst im September 1995 vom Rennsport Abschied nahm. Nach einer 47-jährigen Karriere und genau 4493 siegreichen Ritten – in England.

«Es ist schön, hier in Zürich zu sein», murmelt Piggott in einem für ungewohnte Ohren kaum verständlichen Englisch, und will Genaueres über einen jüngst in Kanada siegreichen Haefner- Galopper wissen. Von vergangenen Zeiten spricht er nicht, Erfolge waren für ihn nie besonders erwähnenswert. Und viele Worte hat er ohnehin noch nie verloren. «Sicherlich werde ich wieder reiten. Ich habe ja nichts anderes zu tun», lautete der einzige Kommentar, nachdem er 1993, am Vorabend des 58. Geburtstages, am Breeders› Cup in Florida schwer gestürzt war. Den Charme einer Tiefkühltruhe und die Geschwätzigkeit eines Fisches hat Piggott mit den Reitstiefeln offensichtlich nicht ganz abgelegt. Doch mit wachem Blick und dem Ansatz eines Lächelns verrät er, dass er liebenswerte Züge hat. An der Buch-Premiere erfüllte Lester Piggott denn auch geduldig und bereitwillig Autogrammwünsche. Früher, so will es eine andere Geschichte, habe er dies oft widerwillig getan – und nur gegen Bezahlung von mindestens 20 Pfund.

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