Zurück zur Übersicht

Liberales Rauchzeichen in der NZZ

#VERSCHIEDENES #ZIGARREN 15. Oktober 2005

Der Beschluss des Tessiner Kantonsparlaments für ein generelles Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen, Restaurants, Bars und Diskotheken und ähnlich lautende Begehren im Kanton Zürich haben die NZZ zu nachfolgendem Kommentar veranlasst, der heute in der Printausgabe erschienen ist:

Rauchzeichen

Dieser Tage kursiert in den Blättern des Landes die Nachricht, das Tessiner Parlament habe kantonsweit ein Rauchverbot in Restaurants erlassen – Bars und Nightclubs eingeschlossen. Falls im Tessin jemand das Referendum ergreift, kann sich wenigstens die Bevölkerung noch zum Rauchverbot äussern. Das sind Rauchzeichen! Was im Tessin die Mehrheit der Parlamentarier haben will, werden auch in Zürich bald ein paar Leute haben wollen. Schliesslich finden sich immer und für fast alles Politiker, die sich profilieren müssen. Das Rauchen ist auch in diesem Land zur Glaubensfrage geworden, bei der es, statt Vernunft und vernünftige Lösungen, nur ein Dafür oder ein Dagegen gibt.

Die Evangelische Volkspartei, die sich nicht nur ständig im Wahlkampf, sondern auch im Überlebenskampf befindet, will im Kantonsrat einen Vorstoss einreichen mit dem Ziel, das Rauchen im Kanton Zürich zu verbieten. Die Zürcher Lungenliga will da natürlich nicht im Abseits stehen. Ihr Präsident kündigt gemäss einer Mitteilung im «Tages-Anzeiger» eine kantonale Volksinitiative für ein Rauchverbot in Restaurants an. Das ist mehr als verständlich, denn wofür gibt es eine Lungenliga, wenn sie sich nicht für saubere Luft einsetzt.

Für den sogenannten Passivraucher, der allenfalls vorhandenen blauen Dunst gezwungenermassen einatmet, ist die Luft eben nicht sauber. Deshalb ist es wohl richtig, dass öffentliche Räume wie Bahnhofhallen, Postschalter, die von Rauchern und Nichtrauchern gleichermassen benützt werden müssen, mit Rauchverboten belegt werden. Aber ist das gleiche radikale Vorgehen auch für Restaurants und für die Züge nötig?

Jeder kann das Restaurant, das er besuchen will, auswählen. Wird in einem Restaurant geraucht, findet er – mindestens in Zürich – rasch ein anderes. Es genügt vollauf, wenn in den Restaurants eine Anzahl Tische mit dem Hinweis versehen werden, hier sei Rauchen nicht erwünscht. Es würde den Schweizerischen Bundesbahnen auch gut anstehen, jedem wichtigen Zug einen Erstklasswagen anzuhängen, in dem geraucht werden kann. Raucher müssten dann erste Klasse fahren. Gegen diesen Aufpreis wären sie unter sich und könnten rauchen. Würde der Wagen zu wenig benützt, könnte man auf das Angebot verzichten. Der Markt soll entscheiden.

Im Kanton Zürich werden aber vor dem Markt die Politiker an der Reihe sein. Und da ist mindestens zu hoffen, dass die FDP eine liberale Haltung einnimmt und gegen ein Rauchverbot eintritt. Anzunehmen ist, dass auch Teile der SVP und der SP in dieser Frage liberale Grosszügigkeit walten lassen.

Es geht nicht darum, jemanden zum Rauchen anzuhalten. Die Freiheit, ein Rauchzeichen zu setzen, soll, wie jede Freiheit, die des andern Freiheit bedrohen kann, eingeschränkt werden. Sie ist aber nicht aufzuheben! Mit so einer Regelung stünde der Kanton Zürich besser da als der Kanton Tessin und das Nachbarland Italien, die ihre Verbote wohl kaum je werden durchsetzen können. Schliesslich steht ja auch nicht zur Diskussion, im Kampf gegen die Überfettung der jungen Generation ein Zuckerwarenverbot zu erlassen. Auch Autofahren, das mindestens so gefährlich sein kann wie das Rauchen, steht noch nicht auf der Verbotsliste irgendeiner Partei.

Weiter Entdecken