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Anwer Bati im Interview

#VERSCHIEDENES #ZIGARREN 9. Februar 2005

Über Anwer Bati, Autor des Erfolgswerkes «Zigarren, der Guide für Kenner und Geniesser», habe ich bereits geschrieben. In der Welt am Sonntag fand ich folgendes Interview mit dem Experten.

Flüchtige Leidenschaft

Anwer Bati hat wieder über Zigarren geschrieben. Dabei raucht er zur Zeit nur Zigaretten

von Joachim Bessing

Anwer Bati, der britische Zigarrenexperte, ist ein unauffälliger Mann. Unauffällig für jemanden, der sich leidenschaftlich mit Zigarren beschäftigt. Unter Nichtrauchern hat die Zigarre einen besonders schlechten Ruf: Ihr Qualm verpestet die Luft, den Rauchenden führt sie als Angeber vor und dergleichen Vorurteile mehr. Doch Anwer Bati ist kein Angeber, sondern ein eleganter Mann, der von heftigem Husten geschüttelt wird. Eine Erkältung, wie er betont; an seinem Zigarrenkonsum liege es nicht. Während des Gespräches raucht er zwei Filterzigaretten der Marke Marlboro Lights. Bei seinem Husten traut er sich keine ganze Zigarre zu.

Welt am Sonntag: Können Sie sich an Ihre erste Zigarre entsinnen?

Anwer Bati: Ja, sehr gut: Da habe ich noch studiert. Es war keine großartige Zigarre, wahrscheinlich eine industriell gefertigte, englische. Etwas Billiges.

Gefiel Ihnen das Rauchen?

Bati: Doch, ja. Viel rauchen wollte ich damals aber nicht.

Wie konnten Sie dann zu einem Experten für Zigarren werden?

Bati: Meine Zeitschrift machte eine Sonderausgabe über Zigarren. Da ich der einzige im Büro war, der Zigarren rauchte, baten sie mich, das Heft zu betreuen. Da mußte ich mich eingehender mit der Sache beschäftigen.

Gab es damals noch keine Zigarren-Zeitschriften?

Bati: Nein. Das war ja vor achtzehn Jahren – da dachte man noch nicht über Lebensstil nach, Rauchen war etwas völlig Normales. Dann erschien mein erstes Buch. Es wurde innerhalb einer Reihe über Genüsse herausgebracht. Die anderen Bücher waren mit fünftausend Stück aufgelegt worden. Meines verkaufte sich vierhunderttausendmal.

Unheimlich!

Bati: Die vorherigen Zigarrenbücher waren nicht besonders liebevoll geschrieben worden. Meines aber enthielt vor allem Informationen. Wie eine Zigarre hergestellt wird, was man beim Kauf beachten muß, Geschichtliches. Ich erklärte auch, daß die Kubaner einen Code in die Kisten einbrannten. Wer diesen Code entschlüsseln konnte, konnte prüfen, aus welcher Manufaktur seine Zigarren stammten. Es war dann ein Leichtes, zwischen einer guten Montecristo und einer weniger guten zu unterscheiden.

Wurde der Code nach Veröffentlichung Ihres Buches geändert?

Bati: Sie mußten ihn noch mehrfach ändern.

Ein kubanisches Sprichwort sagt: «Ein Mann von 30 sollte für sich das Ringmaß dreißig wählen.» Sind Zigarren eine Altersfrage?

Bati: Nun, die Kubaner haben so allerhand Sprichwörter. Außerhalb Kubas gilt vor allem, daß sich junge Leute Zigarren nicht leisten können. Eine vernünftige Zigarre kostet schließlich mindestens zehn Euro.

Aber dafür kann sie doch länger geraucht werden als eine Zigarette.

Bati: Ja, aber auch komplizierter. Man muß sie penibel anschneiden, richtig anzünden, darf den Rauch nicht inhalieren. Sonst ist die Zigarre verschwendet.

Und dann schmeckt sie nicht mehr so wie sie sollte?

Bati: Das passiert schon, wenn man sie beim Anzünden falsch hält und sie ungleichmäßig abbrennt. Beim Anschneiden geht genauso oft etwas schief. Man braucht ein gewisses Wissen, um Zigarren richtig zu rauchen. Das ist wohl der Grund, weshalb sich meine Bücher so gut verkaufen.

Gibt es eine Zeit, in der Zigarren am besten schmecken?

Bati: Es gibt Menschen, die ihre Zigarre zum Kaffee rauchen.

Morgens?

Bati: Ja. Und dann noch weitere sechs über den Tag verteilt. Solche Leute haben ihr Leben auf das Rauchen von Zigarren ausgerichtet. Sie wechseln nicht den Hersteller, sondern die Formate: Nach dem Mittagessen ist ein Buster gut.

Wie viele Minuten raucht man daran?

Bati: Etwa zwanzig. Vor dem Abendessen sollte aber zu etwas Leichterem gewechselt werden, ansonsten schmeckt man irgendwann kaum noch etwas.

Es sei denn, es gibt Chili con Carne.

Bati: Selbst das bliebe vermutlich chancenlos. Nach dem Abendessen ist eine schwere Ausführung mit stärkerem Aroma dran. So geht das unter Kennern: zu jeder Tageszeit eine andere Zigarre.

Was ist denn so besonders am Zigarrerauchen?

Bati: Es entspannt. Viele Künstler fühlten sich auch durch das Rauchen einer Zigarre inspiriert.

Und welcher Bestandteil des Zigarrenrauches ist dafür verantwortlich?

Bati: Es muß an der Herstellung liegen. Zigarettentabak wird schnell gegerbt und ist rauchfertig. Die Tabaksblätter einer Zigarre aber reifen drei Jahre. Das macht sie so teuer. Eine Pflanze wird etwa einhundertsiebzigmal untersucht, bevor sie geerntet wird.

Kennen Sie einen Trick, um den Geruch des kalten Rauches zu mildern?

Bati: Nein. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Mich hat es auch noch nie gestört.

Vielleicht im Freien rauchen, während einer kleinen Wanderung?

Bati: Es gibt Leute, die auch das schätzen. Ich rauche am liebsten drinnen, inmitten meiner Arbeit – wenn ich endlich mal an etwas anderes denken will als an Zigarren.

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