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Der Niedergang von Dunhill

#HISTORISCHES #ZIGARREN 26. Juli 2011

Am Donnerstag findet im La Corona in Uster die Schweizer «Dunhill Aged Cigars»-Premiere statt. Zur zugegebenermassen etwas verkaufsschädigenden Überschrift kommt dieser Event-Hinweis, weil eine kleine Recherche zu Dunhill die interessante Geschichte vom Niedergang einer einst grossen Marke zu Tage befördert hat. Der französische «L’Amateur de cigar» hat sie in der Ausgabe Januar-Februar 2011 aufgeschrieben («L’impossibilité Dunhill»).

Gründer Alfred Dunhill beschäftigte sich ursprünglich mit dem Verkauf von Automobil-Zubehör. Eine «windshield pipe», mit welcher man «mit der Nase im Wind» rauchen konnte, war sein erster Accessoire für den Genussraucher. Es folgten weitere Pfeifen, Zigarren und Zigaretten und schliesslich im Jahr 1928 die Eröffnung des Tabakgeschäfts an der Duke Street. Auch Havannas importierte Dunhill: Die Marken Les Don Candido, Flor de Punto und Don Alfredo wurden exklusiv für Dunhill gefertigt. Dunhill konnte wie Davidoff auch nach der kubanischen Revolution seine Eigenmarken weiter produzieren. 1977 einigte sich Dunhill mit Cubatabaco darauf, die verschiedenen Zigarren unter einem einzigen Markendach zu vereinen – «Dunhill». In den Achtzigerjahren belieferte Kuba Dunhill mit den besten Tabakqualitäten, was den Dunhill-Zigarren einen legendären Ruf einbrachte. Das «Ende der Regentschaft» von Alfred Dunhill wurde mit der Einführung von Cohiba eingeleitet. Fidel Castro wollte nicht, dass sein neues Flaggschiff im Schatten von ausländischen Marken stehen würde, und kündigte deshalb 1991 die Verträge mit Dunhill, genauso wie mit Davidoff.

Von hier an scheiden sich die Wege von Dunhill und Davidoff. Letztere waren auf dieses Szenario vorbereitet, hatten mit der Linie «Zino Classic» aus Honduras bereits Erfahrungen mit nicht-kubanischen Zigarren gesammelt und konnten ihre Produktion in der Dominikanischen Republik einigermassen nahtlos weiterführen. Dunhill agierte weniger glücklich. Zuerst vergab das Unternehmen gleichzeitig Lizenzen an zwei Tabacaleras aus Honduras und den Kanarischen Inseln. Die Zigarren fanden keine Gnade, und die Eigentümer mussten die Überreste acht Jahre später an British American Tobacco verkaufen. Für den Tabakkonzern dürfte der Namen Dunhill wohl vorallem wegen seines Potentials für den Zigarettenverkauf als interessant beurteilt worden sein. Die Zigarren erhielten in der Folge kaum Aufmerksamkeit, ihre Produktion wurde schliesslich an Carlos Toraño in Nicaragua übergeben, wo seit 2007 die Linie «Signed Range» gerollt wird (die von British American Tobacco in Europa nicht mehr selber distribuiert wurde). Den «Gnadenschuss» erhielt Dunhill durch die Anti-Tabak-Gesetze. 2005 stellte Dunhill die Produktion der Pfeifentabake ein.

Aber vielleicht hat «L’Amateur de cigar» die Grabrede für Dunhill doch zu früh gehalten. Anfang Jahr reaktivierte British American Tobacco die Produktion der Pfeifentabake, und jetzt bringt das Unternehmen die neue Zigarren-Linie «Dunhill Aged Cigars» auf den Markt. Es handelt sich um eine Art Remake der Ur-Linie von Dunhill aus der Dominikanischen Republik, die nach dem Fortzug aus Kuba gefertigt wurde. Name und Verpackungsgestaltung hat Dunhill 1:1 übernommen. Interessant ist auch, dass sich British American Tobacco wieder höchstpersönlich um das Dunhill-Projekt kümmmert.

Ausgerüstet mit diesem Wissen sollte man in der Lage sein, die «Dunhill Aged Cigars» richtig einzuordnen. Ich werde ihr auf jeden Fall mit Interesse begegnen. Man darf sie aber auch einfach nur rauchen, ohne sich allzu viele Gedanken zu machen. Erste und beste Gelegenheit: Am Donnerstag im La Corona in Uster.

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