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Partagás 898 non-varnished

#ZIGARREN 23. Mai 2013

898 Im Jahr, als diese Zigarre gerollt wurde, dürfte ich meine ersten Havannas geraucht haben, eine Romeo y Julieta Churchill als allererste. Der Millenium-Bug hatte die Computer verschont, aber dafür die Havanna-Welt infisziert in Form des gefürchtet-schlechten Havanna 2000-Deckblatts. Von diesen Schwierigkeiten nahm ich als Rauch-Novize aber noch nicht Notiz. Ich kam damals auch noch nicht auf die Idee, Havannas für ein Langzeit-Aging einzulagern, und das Geld dazu hatte ich als Schüler erst recht nicht. So verdankte ich es einem edlen Spender, dass ich neulich in den Genuss einer Partagás 898 non-varnished Jahrgang 2000 gekommen bin. Diese Havanna bedarf einiger Erklärung, denn es gibt sie heute nicht mehr. Habanos und Partagás leistete sich lange Jahre die Absonderlichkeit, zwei Zigarren namens 898 im Sortiment zu führen, mit dem Unterschied, dass die eine Kiste lackiert war, die andere hingegen nicht. Heute kann ich vermuten, dass diese Verpackungsvariationen auch mit der Lagerfähigkeit zu tun haben könnte; als Neuling habe ich dies einfach als charmant und kurios zur Kenntnis genommen. Man kann dies vielleicht auch im Hinterkopf behalten, wenn heute über die inflationäre Verwendung der Churchill-Bezeichnung usw. lamentiert wird. Aber nun zur versprochenen Erklärung: Neben den unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen der Kisten unterschieden sich die Zigarren auch durch ihre Mischungen. Die lackierte Kiste war ausgesprochen kräftig und gehaltvoll, eine gute Wahl für den routinierten Connaisseur, wovon man sich auch heute noch überzeugen kann, denn diese Variante der 898 gibt es immer noch. Die Mischung der 898 in der nicht-lackierten Kiste war hingegen eher mild, gleichwohl aber aromatisch. Diese nicht-lackierte milde Variante, deren Produktion vor einigen Jahren eingestellt wurde, haben wir nun also nach 13-jährigem Aging geraucht. Das Raucherlebnis dieser ausgezeichneten Zigarre war für mich eine Offenbarung. Ich wähle diesen Begriff bewusst, denn mein Erfahrung mit gelagerten Zigarren ist noch relativ überschaubar, wenn wir in eine Region von 10 Jahren und mehr vorstossen. Interessant und neu war für mich, eine eher milde Mischung zu rauchen, die länger gelagert wurde. Aus mild wird nach 13 Jahren Lagerung: subtil, filigran, ätherisch. Doch die Aromen sind präsent, der Rauch ist weich und voluminös. Interessant auch unsere Beobachtung, dass sich die Zigarre langsamer raucht. Wobei nicht auszuschliessen ist, dass es an der besonders respektvollen Behandlung unsererseits lag. Und abschliessend war diese Raucherfahrung für mich auch aufschlussreich, weil diese Zigarre genau so alt ist, wie mein Rauchergedächtnis zurück reicht. Darauf kann man aufbauen.

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