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Havannas im Spiegel Online

#VERSCHIEDENES #ZIGARREN 15. April 2005

Wenn der grosse Online-Leader unter «Wo Havannas am besten schmecken» schon mal über die Herrlichen aus dem Pinar del Rio berichtet, dann darf ein Hinweis auf dem Cigar Blog natürlich nicht fehlen.


(Quelle: DDP, Spiegel Online)

SPIEGEL ONLINE – 15. April 2005, 06:07
URL: http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,351388,00.html

Kuba

Wo Havannas am besten schmecken

Aus Kubas Geschichte sind Tabakplantagen und Zigarrenherstellung seit der spanischen Kolonialherrschaft nicht wegzudenken. Im Westen der Karibikinsel, in der Provinz Pinar del Rio, sind Regenmenge und Temperatur ideal. Hier wächst der beste Tabak der Welt.

Havanna – In die «Bodeguita del Medio» passt mal wieder kein Mensch mehr. Die kleine Kneipe in Havanna, in der sich der Überlieferung nach Ernest Hemingway fast täglich seinen Mojito gönnte, quillt förmlich über von Touristen. Der legendäre Rum-Cocktail muss einfach sein beim Bummel durch Kubas Hauptstadt. Dazu noch ein bisschen Salsa und Son, am besten vom «Buena Vista Social Club» – fertig ist das erträumte Kuba-Gefühl.

Für José Antonio Candia allerdings gehört dazu auch noch eine Zigarre. «Wer eine echte Havanna raucht, dem geht es nicht um den schnellen Nikotin-Kick wie dem Zigarettenraucher», sagt der Marketing-Manager des halbstaatlichen Tabak-Exporteurs Habanos. «Er will vielmehr genießen und auf diese Weise nach einem guten Essen oder zu einem passenden Drink entspannen.» Und so ist der blaue Dunst allgegenwärtig – auch wenn die Regierung offiziell den Tabakkonsum in der Öffentlichkeit einschränken will.

Einer der bekanntesten Werbeträger von Rum und Zigarren aus Kuba ist noch immer Ernest Hemingway. Der amerikanische Autor, der einige Jahre auf der Insel verbrachte und hier unter anderem seine Erzählung «Der alte Mann und das Meer» schrieb, hat Spuren hinterlassen in Havanna. So kann man im altehrwürdigen Hotel «Ambos Mundos» sein Zimmer bewundern, in der Bar «Floridita» neben einer bronzenen Hemingway-Statue den angeblich hier erfundenen Cocktail Daiquiri schlürfen oder eben wie der Meister selbst in der «Bodeguita del Medio» den Mojito.

Im 18. Jahrhundert entstanden auf Kuba noch unter spanischer Kolonialherrschaft die ersten Zigarrenmanufakturen. Und spätestens ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Zigarre so etwas wie das Nationalsymbol des Landes. In dieser Zeit entstanden auch die meisten wichtigen und noch heute bekannten Habanos-Marken wie Partagás (1827), H. Upmann (1844) und Romeo y Julieta (1850), die den Mythos bis heute lebendig halten.

Bei einem Besuch in der Manufaktur von Partagás – gelegen mitten in Havanna hinter dem Capitol – erleben Touristen, dass sich an der Handarbeit aus dieser Zeit offensichtlich bis heute nicht viel geändert hat. Rund 700 Mitarbeiter sitzen hier in großen Räumen in Reih und Glied und drehen täglich fast 25.000 Zigarren – unterhalten von Musik oder von einer Vorleserin, die ihnen Nachrichten aus der Zeitung oder einen Roman zu Gehör bringt. Die besten von ihnen schaffen 150 Stück am Tag.

Die Tabake müssen aus der Provinz Pinar del Rio am westlichen Ende Kubas kommen. Nur hier sind Regenmenge, Bodenbeschaffenheit und Temperaturen ideal für Tabakpflanzungen. «Da bei einer echten Havanna die Herkunft von Füllung und Deckblatt identisch sein muss, ist ihre Zahl – besonders für die bis zu 17,5 Zentimeter langen Formate Doppel-Corona und Churchill – begrenzt durch die verfügbare Menge erstklassiger Deckblätter», erläutert Candida. Die genaue Menge der in der Region um Pinar del Rio gezogenen Deckblätter gilt in Kuba als Staatsgeheimnis.

Nach Pinar del Rio fährt man durch eine traumhafte Landschaft. Einen Abstecher lohnt der rund 50 Kilometer nördlich von der Provinzhauptstadt gelegene Nationalpark Valle de Vinales. Aus flacher roter Erde erheben sich hier gigantische, von üppigem Grün bewachsene Kalkfelsen, die von Wasser ausgehöhlt bizarre Formen bilden. Der Stadt Pinar del Rio selbst merkt man ihre 100.000 Einwohner nicht an. Mit Säulengängen geschmückte Häuser säumen die Calle Martí und zeugen vom früheren Reichtum der selbständigen Tabakfarmer. Bis heute leben hier Pflanzer mit eigenem Land, die auf eigene Rechnung arbeiten, ihre Ernte jedoch an den Staat verkaufen. Auch hier gibt es Zigarrenfabriken wie die «Fábrica de Tabacos Francisco Donatién», wo man den Torcaderos bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen kann.

Die Ebene ist gesäumt von Kuppelbergen und kleinen Palmenhainen – und plötzlich ist man mittendrin im Tabakgebiet. Grüne Plantagen so weit das Auge reicht, einige zum Schutz vor Schädlingen bedeckt von weißen Stoffbahnen, prägen das Bild von Ortschaften wie San Juan y Martinez. Den gesamten Prozess von Pflanzung, Wachstum, Ernte und Trocknung kann man bei einem Besuch verfolgen. In traditionellen Trockenhäusern reifen die Blätter paarweise aufgefädelt, wechseln ihre Farbe von sattem Grün in dunkles Braun, werden schließlich nach Qualität sortiert, in die Zigarrenfabriken geliefert, per Hand zu edlen Glimmstängeln gedreht – und lösen sich dann irgendwann in blauen Dunst auf.

Von Ditmar Hauer, ddp

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